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GLÄUBIGER(INNEN) von August Strindberg

Wer ist hier der Gläubiger oder besser DIE GLÄUBIGERIN. Welche kann ihre geistigen Besitzansprüche geltend machen, welche bringt welche dazu, sie eizufordern.
Leben die drei Frauen ein freieres System oder auch nur eine Reproduktion des Altbekannten?
„Gläubiger“ ist ein Drei-Personen-Stück, in diesem Fall ein Stück für drei Frauen. Eine Frau zwischen ihrer gegenwärtigen Geliebten und ihrer geschiedenen Partnerin.

Strindbergs Stück wird heute kaum noch gespielt, obwohl es große Themen wie Liebe, Schuld und Macht berührt und behandelt.
Der Entschluss der Regisseurin Karolin Benker – entgegen der Vorgabe Strindbergs – alle Rollen ausschließlich mit Frauen zu besetzen,
ist der tief in Strindbergs Text verwurzelten Misogynie geschuldet. Die Regisseurin möchte damit dem dem Stück inhärenten Sexismus entgegen wirken
und ein modernes Statement setzten für eine andere Variation von Leben und Beziehung.

„Wenn du wüsstest, was das Leben mit einem macht, wenn man sich, wie es der Schriftsteller tun muss, auf dem Marktplatz nackt auszieht, wenn man wie ein Vampir seinen Freunden, seinen Nächsten und sich selbst das Blut aussaugt! Brrr!“ August Strindberg

Strindberg (1849-1912) setzte sich nach seinem Tod als Dramatiker der Avantgarde durch, der psychoanalytische Erkenntnisse vorwegnahm: Die Sprache seiner Protagonisten diente oft nicht mehr der Verständigung, sondern ihrer gegenseitigen Zerstörung. Schwedens bedeutendster Dramatiker gilt mit seinen schonungslos sezierten Figuren und seinen visionären Traumbildern, die eine neue Dimension auf die Bühne brachten, als radikaler Erneuerer des Dramas.
In der Hysterie seiner Figuren machte sich unterschwellig eine Ahnung des kommenden Weltkrieges bemerkbar.

Das Kulturmagazin LEPORELLO zur Produktion schreibt FOLGENDES

Künstlerische Leitung

Karolin Benker
Regie

Regisseurin

Alla Kesselmann
Musik
  • Karolin Benker
    Regie
  • Alla Kesselmann
    Musik

Besetzung

Kristina Förster
Annika Förster
Annika Roth
Annika Semmler
  • Kristina Förster
  • Annika Förster
  • Annika Roth
  • Annika Semmler

Galerie

  • GLÄUBIGER(INNEN) von August Strindberg Galerie 1
  • GLÄUBIGER(INNEN) von August Strindberg Galerie 2
  • GLÄUBIGER(INNEN) von August Strindberg Galerie 3
  • GLÄUBIGER(INNEN) von August Strindberg Galerie 4
  • GLÄUBIGER(INNEN) von August Strindberg Galerie 5
  • GLÄUBIGER(INNEN) von August Strindberg Galerie 6
  • GLÄUBIGER(INNEN) von August Strindberg Galerie 7

Pressestimmen

BRUTAL, KRAFTVOLL UND MANCHMAL KOKETT
Schonungslos geht es zur Sache in August Strindbergs selten gespieltem Stück „Gläubiger“. Es ist eines von elf Einaktern aus der Feder des Autors, der von 1849 bis 1912 unaufhörlich Briefe, Dramen, Novellen und Romane produziert hat. Bei der Premiere im Theater Ensemble spielt sich vor kleinem Publikum ein sehenswertes Drei-Personen-Drama ab, das sich mit Schuld, Macht, Liebe und Leiden befasst und der drängenden Frage: Wer schuldet wem was?

Auf der mit Unmengen weißer Papierfetzen übersäten Spielfläche steht ein rotes Sofa, dahinter ein Kleiderständer, behängt mit Küchenutensilien. Hier lässt Regisseurin Karolin Benker – entgegen Strindbergs Vorlage, der eine Frau zwischen zwei Männern stellt – drei Frauen agieren. Sie möchte sich damit von dem ihrer Meinung nach frauenfeindlichen und sexistischen Text des Einakters distanzieren.

August Strindbergs komplizierte Beziehung zu Frauen, seine drei Ehen und seine laut Thomas Mann „Verfallenheit an das Weib und seinem Grauen vor ihm“ klassifizierten ihn seinerzeit zum Frauenfeind. Zu allem Überfluss schrieb ihm Max Reinhardt eine wahrhaft „faustische Natur“ zu. All diese Charaktereigenschaften mögen bei der Entwicklung des Stücks eine Rolle gespielt haben.

Der schwedische Autor stempelt zwei Männer zu Gläubigern der Frau ab, die sich, selbst verloren, lediglich vom seelischen, geistigen und gesellschaftlichen Kapital der Männer lebt. Dieser Gedanke geht ebenso auf mit den von der Regisseurin gewählten weiblichen Darstellern, ja verdichtet sogar die Frage nach einem freieren Lebensentwurf auf. Oder bewegen auch sie sich nur in der Reproduktion des Altbekannten?

Sarah ist die Ehefrau von Thekla, die für ein paar Tage verreist ist. In dieser Zeit taucht Justine bei der als Malerin künstlerisch erfolgreich arbeitenden Sarah auf, gibt eine Frau mit offenen Ohren vor und durchleuchtet hinterhältig und raffiniert Thekla gnadenlos. Annika Roth in der Rolle der Justine zieht alle Register von sanfter Freundin, aggressiver Anklägerin und intriganter Verräterin. Annika Förster als Sarah gibt glaubwürdig die völlig verstörte, auf die Ehefrau Wartende. Annika Sammler ist Thekla, die zunächst gut gelaunt und fröhlich ein wenig Entspannung in die Situation zu bringen scheint.

Besonders die Duo-Szenen platzen nahezu vor Spannung. Der Kampf der Frauen mit sich und gegeneinander ist brutal, kraftvoll und manchmal kokett, Hass und Verzweiflung immer wieder spürbar. Begeisterter Beifall für eine Aufführung, die mehr Publikum verdient.
Ursula Dühring, MainPost

Karten und weitere Infos unter: 0931-44545