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8. BELLETRISTISCHER SALLONG

Der 8. Belletristische Sallong zum Räum-dein-Zimmer-auf!-Tag am 12. Mai hätte von Quarantänen gehandelt bzw. hätte über Quarantänen hinwegzutrösten versucht, und zwar irgendwie im Internet. Aber entweder taugt das Medium nicht für unser Format oder umgedreht: bei weit fortgeschrittenen Vorbereitungen mochten wir nicht mehr. Anstelle einer tieferen Begründung lest die Playlist – und alle genannten Bücher auch!

Morten befürchtet, der Unrat der Welt werde durch seine Fontanellen in seinen Kopf eindringen. Er stülpt sich dagegen einen Motorradhelm über und gräbt sich in einem Wald bei Hamburg in die Erde. Mit einer kleinen Autokolonne voller Freunde, die Morten im Wald aufsuchen, startet Frank Schulz‘ Roman „Morbus Fonticuli“.

Als eine ähnliche Quarantäne stellt sich bei der Lektüre von Eckhard Henscheids „Dolce Madonna Bionda“ rückwirkend Bernd Hammers eineinhalbjähriger Aufenthalt in Bergamo dar, an dessen Ende eine etwas schmuddelige Liebesnacht den päpstlichen Segen bekommt.

Für beide vorgenannten Autoren spielte ein älterer Schriftsteller eine große Rolle, Arno Schmidt, der seinerseits vor den Zumutungen der Gegenwart in einen Heidekotten bei Celle floh. Von dort aus schickte er 1960 den Aufsatz „Der Platz an dem ich schreibe“ an die Deutsche Zeitung.

Kinky Friedman führt seinen Detektivhelden Kinky Friedman am Anfang seiner meisten Romane in seinem Loft in der New Yorker Vandam Street ein, wo dann bald einer seiner Freunde von den Village Irregulars klingelt. In „Tanz auf dem Regenbogen“ sind alle Irregulars außer Kinky verreist, was der Eröffnungsszene etwas recht Großstadtgespenstisches verleiht.

Den Eltern gelang der kollektive Selbstmord, den Söhnen nicht. Ihr Onkel verbringt sie zur Sicherheit in einen Turm auf seinen Anwesen in „Amras“, so Thomas, so Bernhard.

Außerdem hätte bereitgelegen: Ein Student beschreibt im Herbst 1999 für die Würzburger Uni-Zeitung „Mikado“ die Unordnung auf seinem Schreibtisch. SZ-Amerikakorrespondent Christian Zaschke übt das Gitarrensolo von „Hotel California“, Kafkas Erzählungen „Das Gassenfenster“ und „Ein plötzlicher Spaziergang“, Einrichtungstipps von Tex Rubinowitz (aus: „Die sexuellen Vorlieben der Kohlmeise“) sowie Sven Regeners Held Herr Lehmann (in: „Neue Vahr Süd“), für den beim WG-Einzug ein Mauerdurchgang aufgestemmt wird, bevor dann der Schutt nur andeutungsweise weggeräumt wird.

Besetzung

Karolin Benker

Regisseurin

Joachim Fildhaut
  • Karolin Benker
  • Joachim Fildhaut
Karten und weitere Infos unter: 0931-44545