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1984 von George Orwell

oder: 2 + 2 = 5

George Orwells „1984“ gilt als die bedeutendste literarische Dystopie des 20. Jahrhunderts.
Der Autor war sozialkritischer Schriftsteller, Polizist in Indien, Kriegsberichterstatter, Obdachloser, Sozialist, Spanienkämpfer, Anti-Stalinist.
Der Roman ist mittlerweile Teil des kollektiven kulturellen Bewusstseins, „Big Brother is watching you“ und Begriffe wie „Neusprech“ oder „Doppeldenk“ sind in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen und die anderen großen Themen von „1984“ – Autoritarismus, Totalitarismus, Wahrheit, Überwachung, Unterwerfung, Manipulation – sind leider immer noch oder inzwischen wieder von Aktualität.

2 + 2 = 5 !
Es sei denn, es handelt sich um die Waffenproduktion, dort MUSS 2 + 2 = 4 sein!

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Das anfängliche Regiekonzept der Inszenierung sah eine Theaterfassung des Romans mit konsequenter Anwendung des „Stern-Genderns“ (die aktuelle „Neusprech“-Analogie) in der deutschen Fassung des Originaltextes vor.
Während des Probenprozesses wurde allerdings relativ schnell klar, daß das „Stern-Gendern“ als bühnensprachliche Konsequenz sowohl die literarische Qualität als auch die inhaltliche Übermittlung des Orwell-Textes mehr als beschädigen würde.
Dies führte zu der Entscheidung, das ursprüngliche Konzept aufzugeben und das Stück in der der literarischen Vorlage angemessenen Sprache zu spielen.
Das Thema „Neusprech“ ist im Roman sowieso ein zentrales.

 

 

Trailer

Künstlerische Leitung

Andreas Büettner
Regie
Rüz Löser
Musik
  • Andreas Büettner
    Regie
  • Rüz Löser
    Musik

Besetzung

Julia Wohlfahrt
GB
Andreas Protte
Winston / Julia
Detlef Leist
Winston
Rüz Löser
Sound / Percussion
  • Julia Wohlfahrt
    GB
  • Andreas Protte
    Winston / Julia
  • Detlef Leist
    Winston
  • Rüz Löser
    Sound / Percussion

Galerie

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Pressestimmen

"Vom Ausmerzen der Wörter"
George Orwells Roman "1984" ist ein Klassiker der dystopischen Literatur und zählt zu den berühmtesten Werken der Weltliteratur überhaupt. Das im Jahr 1949 erschienene Buch behandelt Themen wie Überwachung, Kontrolle und Manipulation des Einzelnen, beschreibt aber auch die Funktion autoritärer und totalitärer gesellschaftlicher Systeme. Die Zeitlosigkeit dieser Fragen hat den Roman unter dem Motto "Big Brother is watching you" längst zum festen Bestandteil des allgemeinen kulturellen Bewußtseins und zu einem klassischen Longseller des Buchmarkts werden lassen. So sind allein Anfang letzten Jahres acht (!) Neuübersetzungen in deutscher Sprache erschienen. Auch das beweist, dass die angesprochenen Themen ungebrochen aktuell sind und gerade in unserer Gegenwart eine neue Brisanz erfahren.
Hier knüpft Regisseur Andreas Büettner mit seiner Bühnenbearbeitung für das Würzburger Theater Ensemble an. Büettner hat die 300 Romanseiten auf eine Bühnenfassung von 70 Minuten verdichtet und als Theatermensch den Fokus seiner Inszenierung auf die sprachliche Ebene der Kontrollmechanismen gerichtet.

"Orwell-Collage" will er den Abend genannt haben; dabei interessiert ihn die Frage, wie künstliche Sprachvorgaben (im Roman "Neusprech" und "Doppeldenk" ) das Sprechen des Individuums und damit dessen Denken und Bewußtsein beeinflussen und verändern.

Minimale Elektronik und Percussion
Dramaturgisch hat der Regisseur die Textauszüge auf drei Personen verteilt, dazu besorgt Rüz Löser mit minimaler Elektronik und Percussion den kongenialen Live-Sound. Die anspruchsvollste Aufgabe meistert mit bravouröser Konzentration und Mimik Julia Wohlfahrt, wenn sie mit dem Smartphone aus nächster Nähe ihr Gesicht filmt, dessen Augenpartie wiederum zugleich auf einem großen Monitor den stets allgegenwärtigen Großen Bruder symbolisiert.

Andreas Protte und Detlef Leist übernehmen abwechselnd Erzählerfunktion, sowie Textpassagen der Hauptfigur Winston Smith und dessen anfänglich vermeintlich Gleichgesinnten O´Brien. Der entpuppt sich im Verlauf als Verräter und zugleich überzeugter Anhänger und Folterknecht des Großen Bruders und zwingt Winston mit Gewalt die neue, unumstößliche Wahrheit auf: "2 + 2 = 5". Damit ist das "Neusprech" durchgesetzt, der "Gedankenverbrecher" ist praktisch ausgeschaltet, widerständiges Bewusstsein eleminiert.

Theaterinstallation fiel aus
Die anschließende, begleitend angebotene Theaterinstallation "Notizen aus der woken Provinz" fiel mangels Anmeldungen aus. Stattdessen entwickelte sich ein reges Publikumsgespräch, in dem die Hintergründe der Inszenierungsidee von Büettner nochmals deutlich benannt wurden: Durch Sprachverbote vorgenommene Eingriffe in die Sprache sind seiner Meinung nach Vorboten totalitärer Systeme. Als in der DDR aufgewachsener Theatermacher, wo "1984" verboten war, hat er sich für solche Tendenzen eine hohe Wachsamkeit bewahrt. Diese Sensibilität für Sprache sollten alle teilen.

MainPost 7.1.22, Manfred Kunz

Karten und weitere Infos unter: 0931-44545