ANTIGONE von Sophokles
Die antike Geschichte eines ewigen Kampfes – Moral versus Macht:
Antigone ist der Humanität verpflichtet, der Menschenliebe. Kreons Paranoia hingegen:
Die Angst vor „Anarchie“ – oder vielleicht noch schlimmer: Vor der Herrschaft der Frau.
Besonderes szenisches Gestaltungsmittel der Inszenierung ist ein SCHATTENSPIEL als großflächiger Prospekt im Bühnen-Hintergrund.
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Pressestimmen
ANTIGONE VON SOPHOKLES
Mutige Produktion im Theater Ensemble
Sittlich geläutert werden sollte das Publikum in Dichtungen von Sophokles, Aischylos und Euripides, den bedeutendsten Vertretern der griechischen Klassik. Mit seiner Fassung der Geschichte von „Antigone“, die sich mit moralischen Werten und politischer Macht beschäftigt, hat Sophokles weltweit Unsterblichkeit erlangt.
Die Tragödie erzählt von Kreon, dem König von Theben, den Schwestern Antigone und lsmene und den Brüdern Polyneikes und Eteokles, die sich im Kampf gegenseitig getötet haben. Weil Eteokles die Stadt verteidigt hat, lässt Kreon ihn den Sitten gemäß beerdigen. Dagegen hat sich Polyneikes aufgrund seiner politischen Auffassung zu Lebzeiten als ein Feind gezeigt.
Deshalb verbietet Kreon bei Todesstrafe eine ordentliche Bestattung und verhindert so seinen Einzug ins Totenreich.
Mit der in dem Drama aufgegriffenen Grundsatzfrage, welcher Verfügung ein Mensch verpflichtet ist, hat sich das Theater Ensemble befasst.
Textsicherheit aller Beteiligten und die raffinierte Idee, den Chor als Schattenspiel hinter einem Prospekt im Bühnenhintergrund agieren zu lassen, sind die bemerkenswerten Accessoires dieser mutigen Produktion.
Bei der Premiere wird die Auseinandersetzung zwischen der Forderung nach Moral und dem Anspruch auf Machterhalt von dem vornehmlich weiblichen Publikum mit frenetischem Applaus belohnt. Unter der Regie und Konzeption von Karolin Becker und Andreas Büettner spielen sich alle Beteiligten mit Enthusiasmus und nicht immer angebrachter Lautstärke in die Tragödie.
Auf einer nahezu leeren Bühne zwei Stühle und besagte Rückwand - lenkt nichts von den gewichtigen Worten ab, die im 5. Jahrhundert v. Chr. entstanden sind. Hier gibt Annika Semmler eine entschlossene Antigone, die Humanität ins Zentrums ihrer Uberzeugung und Haltung stellt. Mit ihrer Totenklage zeigt sie respektable Facetten ihrer Ausdrucks möglichkeiten. Valerie Kiendl als Ismene trifft die Mixtur aus sorgenvoller Schwester und ängstlicher Untergebenen recht gut. Denn im Gegensatz zu Antigone drückt sie sich vor der
Verantwortung, dem Toten durch ein ordentliches Begräbnis Würde und Menschenliebe zu geben.
Peter Schurz bringt sowohl in der Rolle eines Boten als auch als Antigones Mann Haimon farbige Momente in die Aufführung, zeigt sich agil und wandlungsfähig. Mit Orden geschmückter Brust, einem stattlichen Vorrat an Koks und immer lauterem Gebrüll verrennt sich Denise Wieser als König Kreon in seine Angst vor Anarchie und starken Frauen.
Als Kreon nach einer Prophezeiung des Sehers Teiresias einlenkt, ist es zu spät. Antigone, ihr Verlobter Haimon und Kreons Frau Euydike haben sich bereits das Leben genommen.
Ursula Düring; MainPost, Mai 2018