Der amerikanische Traum

„Der amerikanische Traum“ ist eine 1960 verfasste Komödie von Edward Albee. Mutti, Vati und Oma waschen die „schmutzige Wäsche„ einer wohlanständigen bürgerlichen (amerikanischen) Familie. Ehe und Familie bestehen nur noch als die Farce einer Institution, in der sich jegliches Für- oder Miteinander in ein Gegeneinander verwandelt hat. Das in ein Normenkorsett eingepferchte Leben der Figuren ist so schal und kraftlos, dass sie in vielerlei Hinsicht sprechenden Puppen gleichen, die nahezu vollendet Menschen imitieren.
Dies gilt nicht nur für Mutti und Vati, sondern ebenso für den hinzukommenden Jungen Mann. Der Junge Mann steht symbolisch für den Amerikanischen Traum. Er hat keine Gefühle und ist oberflächlich, sieht jedoch gut aus – UND: Er ist bereit, für Geld alles zu tun.
Künstlerische Leitung
Besetzung
Galerie
Pressestimmen
MainPost (Reinhard Glaab, 24.4.2015)
Bitterböse Familien-Satire
Edward Albees Bühnenstück DER AMERIKANISCHE TRAUM ist ein Grenzfall: einerseits eine irrwitzige, bissige Familiensatire, andererseits ein in seiner Absurdität entlarvendes Spiegelbild des bitterbösen Alltagskampfes hinter verschlossenen Türen.
Bei der packenden Premiere im Wärzburger theater ensemble erleben die Zuschauer dieses Wechselbad in all seiner lächerlichen Boshaftigkeit. Eine Couch, zwei Sessel und STARS AND STRIPES als Fussabtreter - mehr braucht es nicht als Rahmen fär dieses Aufeinandertreffen von verlogener Schmeichelei und schonungsloser Niedertracht. Aber, der Autor hat es beteuert und der Handzettel zur Aufführung unterstreicht es: Es ist eine Komödie!
Viel Raum fär die Akteure
Regisseur Norbert Bertheau. der auch die Ausstattung besorgt hat, lässt seinen Akteuren viel Raum, um ihr komödiantisches Geschick auszuspielen. Er führt sie mit passenden Tempowechseln durch dieses Lust-Spiel voll gestelzter Freundlichkeiten und galligem Sarkasmus. Dazu hat er glücklicherweise Schauspieler zur Verfägung, die diese Facetten bravourös auf der Bühne ausleben.
Die tänzelnde Harmonie von Mami und Papi zu Frank Sinatras LOVE AND MARRIAGE blendet nur kurz das gnadenlose Machtgefälle aus, das sich zwischen dem Paar stabilisiert hat. Brigitte Weber zieht alle Register, um als fauchender Hausdrachen jeden Widerspruch auszumerzen. Schreiend, stampfend, vor Wut dem Platzen nahe, tobt sie ihre Herrschsucht aus. Urplötzlich kann sie lächeln, schmeicheln und mit versteckter Häme Gemeinheiten austeilen. Ihren Papi lässt sie wie eine Marionette tanzen.
Herbert Hausmann geht auf dieses entwürdigende Spiel glänzend ein. Als versonnener Zuhörer nickt er jede Watsche dankbar ab, wagt mit unterwürfigem Blick zaghaften Widerspruch und kuscht vor der keifenden Matrone.
Muskelbepackter Adonis
Oma ist da von anderem Kaliber. Franziska Wirth pariert die giftigen Angriffe ihrer Tochter mit Schläue und Kraftausdrücken ohne einen Anflug von alterswürdiger Zurückhaltung. Grossartig ihr Monolog mit der Schilderung des grausamen Martyriums des Adoptivenkels. Mitreissend ihre explosive Lebenslust, als ein muskelbepackter Adonis ihre Knie-Arthrose wegzaubert und längst verschüttete Gefühle weckt.
Thomas Schröter, der amerikanische Traum, turnt, reckt und streckt sich mit bewundernswerter Fitness durch den Raum und beeindruckt mit seiner illusionslosen Sicht auf sein zutiefst gestörtes Gefühlsleben. In diese schiefe Idylle säuselt Christel Ried als Frau Parker hinein, die als gestelzte Wohltätigkeitsnudel auch im Unterrock eine überzeugende Figur macht. Sehr herzlicher Applaus.