Der Menschenfeind
Molière tourte 13 Jahre durch die französische Provinz und diese Lehr- und Wanderzeit machte ihn zum großen Menschenkenner. Mit „Der Menschenfeind oder der verliebte Melancholiker“ schuf er eine Komödie, in der unangenehme Wahrheiten so zugespitzt und offen ausgesprochen werden, daß sie trotz aller Direktheit zum Lachen und überraschend zeitlos sind. Alceste – einer der die Wahrheit liebt und sich von der höfischen Verlogenheit abgestoßen fühlt – spricht aus was er denkt und macht sich damit viele Feinde.
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Pressestimmen
Eva Werner
Eine witz- und wortreiche Komödie
Das Würzburger Theater Ensemble mit Molières „Der Menschenfeind“
„Sonette find ich sowas von beschissen, so eng, rigide, irgendwie nicht gut, es macht mich ehrlich krank zu wissen, dass wer Sonette schreibt“, dichtete Robert Gernhardt augenzwinkernd - in Sonettform. Alceste, der Spötter in Molières „Der Menschenfeind“, hätte Gernhardt bestimmt beigepflichtet, macht doch auch der so seine Erfahrungen mit schlechter Verskunst. Das Würzburger Theater Ensemble zeigt jetzt eine sommerlich leichte Inszenierung der witz- und wortreichen Komödie im Efeuhof des Würzburger Rathauses.
Nur noch ehrlich
Spötter und Menschenfeind Alceste (Michael Wagner) hat die Nase voll von höfischer Heuchelei und Scheinheiligkeit und beschließt, fortan nur noch ehrlich zu seinen Mitmenschen zu sein. Da kommt ihm Edelmann Oronte (Peter Schubert) gerade recht, trägt der ihm doch ein selbst verfasstes, schwülstiges Sonett vor.
Beißende Kritik Alceste spart nicht an beißender Kritik, was den geschmähten Hobby-Poeten auf die Idee bringt, den Kritiker vor Gericht zu bringen. Alceste wiederum ist ausgerechnet in Célimène (Annika Bentele) verliebt, eine junge, lebensfrohe Dame, die sich in höfischer Umgebung sichtlich wohlfühlt und dem Flirt nicht abgeneigt zu sein scheint, sehr zum Leidwesen Alcestes, muss der sich doch jetzt auch noch mit weiteren schrillen Verehrern seiner Angebeteten herumschlagen. Talent zum Slapstick Hübsche Unterhaltung für einen Sommerabend gelang Regisseurin Karo Benker und ihrem Team mit ihrer Umsetzung von „Der Menschenfeind“. Und sommerlich leichtfüßig, voller Spielwitz präsentieren sich die Darsteller: Annika Simon zeigt als tumber Bote Talent zum Slapstick, nobel zurückhaltend schmachtet Claudia Tjong als Éliante den nichts ahnenden Alceste an, während Christel Riedel als lebens- und alkoholerprobte Cousine Arsinoé trotzig von der Bühne stapft.
Überdrehte Verehrer Peter Schubert läßt den öligen Oronte derart komisch knödeln und näseln, dass es schon fast schmerzt. Thomas Schröter und Matthias Rettner sind als überdrehte Verehrer eine wahrlich putzige optische und akustische Herausforderung, Jarno Riefer verleiht Alcestes Freund Philante verschmitzte Ernsthaftigkeit. Annika Bentele vermittelt als Célimène viel Charme und Lebensfreude. Und Michael Wagner ist ein toller Alceste, der neben aller schwungvollen Misanthropie doch gleichzeitig immer auch herrlich sympathisch bleibt