DER WIDERSPENSTIGEN ZÄHMUNG von William Shakespeare (Sommerbühne)

„Je gewitzter umso widerspenstiger.
Sperr dem Mutterwitz einer Frau die Tür zu,
dann steigt er durch das Fenster […]“.
Oder gern auch frei nach Adorno:
Es gibt keine richtigen Männer im Falschen!
… und derweil träumt (nicht nur) der Kesselflicker Sly:
Ich weiß jetzt wie man Drachen zähmt,
Ich hab davon geträumt die ganze Nacht.
Doch geh ich jetzt zu meinem Weib,
Und will sie zähmen wenn sie mich plagt!
…dann träum´ mal schön weiter!
Künstlerische Leitung
Besetzung















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Alexander ZamzowChristopher Sly
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Jarno RieferChristopher Sly
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Valerie KiendlKatharina
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Daniel LargéPetrucchio
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Alexander HandschuhPetrucchio
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Michael JanskyBaptista
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Jenny GreenflowerBianca
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Roya DenglerBianca
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Paul OttoHortensio
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Simone KeckHortensio
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Annika RothLucentio
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Vanessa StraßerTranio
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Julia WohlfahrtGrumio
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Thomas SchröterGrumio
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Florian NitzGremio
Galerie
Pressestimmen
SEXISMUS ALS PROGRAMM
Dem Publikum gefällt's: Das Theater Ensemble bringt eine drastische Version von Shakespeares Farce „Der Widerspenstigen Zähmung“ auf die Sommerbühne Bürgerbräu
Nur keine falschen Vorstellungen und Erwartungen: „Sexismus ist unser Leben“, heißt es gleich zu Beginn der ungewöhnlichen Fassung von „Der Widerspenstigen Zähmung“ auf der Sommerbühne des Würzburger Theater Ensemble. Das Thema zieht sich durch das gesamte Spiel, die Szenen sind voll sexueller Anspielungen. Zu derb? Zu wenig psychologische Motivierung? Zu viel Situationskomik und drastischer Wortwitz? Geschmackssache. Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass William Shakespeare diese frühe Komödie (uraufgeführt vermutlich 1594 in London) als Farce angelegt hat.
Absurditäten und Unsinn sind gewollt. Und genau auf dieser Schiene bewegt sich der Klassiker, in dem es um diskriminierende Rollenzuweisung, Identitätstausch, Verkleidungen und Verwechslungen geht. Ein Stück, in dem die teils skurril kostümierten Schauspieler dick auftragen dürfen auf der leeren Bühne, mal singen, mal ein Ballett, mal eine Quizshow vorführen, um die Handlungsstränge miteinander zu verknüpfen.
Einer davon ist die Rahmenhandlung um den betrunkenen Kesselflicker Sly, dem die eigentliche Komödie vorgeführt wird. Alexander Zamzow lümmelt auf erhöht stehendem Stuhl neben den Zuschauerreihen. Ständig kommentiert er das Bühnengeschehen, quatscht dazwischen, gibt „von außen“ Anweisungen, stellt Fragen, macht Vorschläge. Was die Akteure auf der Bühne dazu bringt, ihr Spiel immer wieder zu unterbrechen, zu improvisieren.
Valerie Kiendl führt Regie und spielt auch die Rolle der widerspenstigen Katharina, die nach selbstbestimmtem Leben strebt. Schade, dass sie eine viel zu zahme Kratzbürste gibt. Die Furie, die kein Mann heiraten will, nimmt man ihr nicht recht ab. Schon gar nicht im Vergleich zur kleinen Schwester Bianca (Jenny Greenflower), die herrlich keifen und Zeter und Mordio schreien darf.
Die Jüngere, in der Vorlage Sanftheit und Anmut in Person, um die sich gleich drei Heiratswillige reißen, darf nach des Vaters Willen erst nach Katharina heiraten. Zu Biancas Kandidaten gehören die als Hauslehrer verkleideten Lucentio (stürmisch gespielt von Annika Roth) und Hortensio (herrlich näselnd: Paul Breitner). Mit Petruchio (Daniel Largé) taucht Katharinas ruppiger, machohafter Dompteur auf. Er ist der Käufer auf dem Heiratsmarkt, auf dem Vater Baptista (Michael Jansky) seine Töchter unterbringen will.
Zum Schluss zeigt sich, wer die wahren Kratzbürsten sind
Petruchio ist interessiert an Mitgift und Erbe seiner widerspenstigen Braut, daran, seinen gesellschaftlichen Ruhm zu mehren. Für ihn ist die Heirat eine Herausforderung, das „wilde Kätzchen zu einem milden Käthchen zu zähmen“. Nur: Sie durchschaut sein Spiel. Die beabsichtigten Demütigungen enden, als sie auf Unterwürfigkeits-Taktik umstellt. Das zeigt die Schlussszene, in der sich die jungen Ehefrauen als die wahrhaft launenhaften, eigenwilligen „Kratzbürsten“ entpuppen.
Keine Frage: Das Premierenpublikum amüsierte sich durchaus bei der skurrilen Version des großen, bösen Bühnenklassikers, in dem Frauen wie Ware gehandelt werden.
MainPost, 18.7.2019 Sabine Dähn-Siegel