Einer flog über das Kuckucksnest
Die Vorlage für das Stück „Einer flog über das Kuckucksnest“ war Ken Keseys erster veröffentlichter Roman. 1959 nahm er an einem Forschungsprogramm teil, bei dem die Auswirkungen psychoaktiver Drogen getestet wurden. Wenig später arbeitete er am selben Krankenhaus als Aushilfe auf einer psychiatrischen Station. Beide Erfahrungen beeinflussten die Entstehung von „Einer flog über das Kuckucksnest“.
Das Stück ist eine Parabel über die als totalitäres System empfundene Gesellschaft, die dem Individuum nur die Wahl lasse zwischen unterwürfiger Selbstaufgabe oder aber Ausschluss und Bestrafung.
Trailer
Künstlerische Leitung
Besetzung
Theater-Chef, Regisseur, Produzent
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Thomas SchröterR. P. McMurphy
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Franziska WirthChief Bromden
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Mira LeiboldSchwester Itsu
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Andreas MünzelHarding
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Christel RiedelSchwester Ratched
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Norbert BertheauMartini
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Edith SaldanhaSchwester Itsu
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Gisbert von LiebiegCharly Cheswick
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Stephan WingerterTaber
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Claudia WirschingCandy
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Antonio FragassoBilly Bibbit
Galerie
Pressestimmen
MainPost (Eva Werner, 13.2.2015)
Spielfreudige Darsteller bei Psychiatrie-Komödie
Leichtsinnige Fehleinschätzungen können oft zu drastischen, ja tödlichen Konsequenzen führen. Das muss der aufgeweckte Kleinkriminelle Randle P. McMurphy schmerzhaft erfahren, als er es für eine pfiffige Idee hält, seiner Haftstrafe mittels Einweisung in die geschlossene Psychiatrie zu entgehen. Nachzulesen ist das in Ken Keysey Roman "Einer flog über das Kuckucksnest", den Dale Wasserman für die Bühne bearbeitete.
Das Würzburger theater ensemble zeigt jetzt eine ambitionierte, doch leider etwas dem klamaukigen, effekthascherischen Charme des Stückes aufsitzende Inszenierung. Statt in der Psychiatrie eine ruhige Kugel zu schieben, trifft McMurphy (Thomas Schröter) auf unwürdige Therapiemethoden und die unerbittliche, manipulative Schwester Ratched (Christel Riedel). Fassungslos muss er erkennen, wie seine Mitinsassen durch Psychopharmaka und Elektroschocks kleingehalten und zerstört werden. Aber McMurphy gibt so schnell nicht auf, findet sogar Verbündete wie etwa Cheswick (Gisbert von Liebig).
Auch im weisen, nur scheinbar taubstummen Häuptling Bromden (Franziska Wirth) findet der agile, lebensbejahende Murphy einen stillen Verbündeten. Schnell wird klar, dass sich echtes Leben und drastischer Klinikalltag nur schwer vereinbaren lassen. Die Katastrophe ist unausweichlich . . .
Andreas Büettner inszeniert kraftvoll, mit hübschen Ideen und choreografischen Elementen. Doch aufgrund der Textgrundlage bleibt das Stück ein nostalgisch anmutendes Schauerstück über haltlose Zustände in psychiatrischen Anstalten. Slapstick und häufig ausgelassenes, wenn auch äusserst charmant wirkendes Geblödel lassen tiefere Kritik vermissen. Schablonenhaft bleiben die Figuren, überdreht und überzeichnet meist die Texte. Aber die Darsteller behaupten sich wacker gegen allzu tölpelhaften Klamauk. Wenn etwa Andreas Münzel als von seiner Ehefrau gepiesackter Dale doch immer um seine menschliche Würde ringt, oder Antonio Fragasso als zarter, unter der dominanten Mutter leidender Billy, zaghafte Versuche der Gegenwehr mithilfe erster überbordender sexueller Erfahrung unternimmt. Charismatisch und voll Spielfreude verleiht Thomas Schröter der Hauptfigur McMurphy aufrechte Empörung und viel Sinn für entlarvenden Humor.
Ein wirklich grossartiger Moment voll anrührender, bewegender Kraft gelingt Franziska Wirth, wenn sie Häuptling Bromdens fürchterliche Wut und Trauer wortlos, zornig und tänzerisch verkörpert.
Alla Kesselmans nahezu explosives Klavierspiel ist mehr als nur blosse Untermalung.