Einsteins Verrat
In anrührenden und bewegenden Bildern, in menschlich tiefen Dialogen voll hintergründigem Humor weiß Schmitt die Widersprüche Einsteins – des überzeugten Pazifisten, durch das aggressive Nazi-Deutschland jedoch zum Kriegsbefürworter geworden – und den „Mythos Einstein“ zu hinterfragen, um einen Menschen mit Güte, Wärme, Witz, aber auch mit all seinen Zweifeln und Selbstzweifeln im Umfeld des vergangenen Jahrhunderts zu zeigen.
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EINE BEWEGENDE NACHHILFESTUNDE
Im Jahr 1934 wird dem weltberühmten jüdischen Physiker und Pazifisten Albert Einstein die preußische Staatsbürgerschaft aberkannt. Entsetzt über das NS-Regime, siedelt er in die USA über, wo er schon seit Jahren lehrt und teilweise lebt. Hier setzt Eric Emmanuel Schmitts Drei-Mann-Stück „Einsteins Verrat“ im Theater Ensemble ein (Regie: Norbert Bertheau), eine so beklemmende wie informative Nachhilfestunde in Sachen Weltpolitik und Wissenschaft.
Eine Parkbank-Freundschaft
Vor einer weißen Parkbank an einem Princetoner See treffen sich Thomas Schmelter als Albert Einstein und Jürgen Döring als US-patriotischer (aber deutlich fränkelnder) Vagabund, der Einstein für seine unbeholfenen Segelmanöver anpampt. Dann schwadroniert er über ein „Genie namens Einhorn“ – bis er merkt, dass da der Leibhaftige vor ihm steht und ihm, dem oberflächlich Kriegsbegeisterten, mit seinen Anti-Kriegs-Argumenten immer mehr Respekt einflößt.
Allmählich entwickelt sich zwischen den beiden (nur auf den ersten Blick) ungleichen Menschen eine Parkbank-Freundschaft, deren Dialoge den Zuschauer durch den gesamten Zweiten Weltkrieg führen: vom folgenreichen Brief an Roosevelt über den Bau und Abwurf der Atombombe über Hiroshima im Jahr 1945 bis zu Einsteins Tod. Mit seinen freundlich funkelnden Äuglein und den wirren Haaren sieht Schmelter seinem Alter Ego dabei verblüffend ähnlich.
Am Ende der ersten Szene tritt der FBI-Agent Simpson (aalglatt und eiskalt: Thomas Schröter) auf den Plan, um – getrieben von der Wahnvorstellung, Einstein sei ein Kommunist und Verräter – den Vagabunden als Informanten zu benutzen. Dieser bleibt jedoch skeptisch und schützt seinen Freund bis zum Ende.
Ohne Albert Einsteins physikalische Erkenntnisse wäre der Bau der Nuklearbombe so bald nicht möglich gewesen. Aus Angst, dass die Deutschen sie entwickeln und in furchtbarer Weise nutzen würden, empfahl er Roosevelt ihren Bau, war aber selbst nicht daran beteiligt.
Was ist erlaubt, um den Weltfrieden zu erhalten? Ist eine globale Atomangst ein probates Mittel dafür? Mit derlei Fragen schließt „Einsteins Verrat“. Der schon todkranke Physiker appelliert an die Menschlichkeit und fordert eine Weltregierung zum Schutze der Menschheit – vor seinen eigenen Erkenntnissen. Ein etwas rührseliger Dialog unter künstlichem Vollmond – Licht aus. Gänsehaut. MainPost, Katja Tschierwitz