FAUST 1 von Goethe
Jährlich Herbst/Winter und stets aktualisiert bei uns im Spielplan:
Blaukraut bleibt Brautkleid und Faust bleibt Faust?
Mephisto bleibt Mephisto?
Und was ist mit dem GretCHEN?
In unserer Gegenwart, der des abschmelzenden Großgletschers Patriarchat?
Blieb auch sie die Gleiche?
Auch nachdem The Donald nun endlich die Gender-Studies als Fake-Studies enttarnte?
Nachdem schon längst Silvia Plath, Elfriede Jelinek, Judith Butler und zuletzt selbst Angela Merkel die fragwürdige Verniedlichung des Anhangs „…CHEN“ in ihrem Namen kritisierten?
Mann wird sehen.
Künstlerische Leitung
Besetzung
-
Franziska WirthFaust (alt) / Böser Geist
-
Alexander ZamzowFaust (jung) / Mephisto
-
Annika RothMephisto
-
Mareike KarnGretchen1
-
Julia WohlfahrtGretchen2 / Erdgeist
-
Jenny GreenflowerGretchen3 / Erdgeist
-
Annika SemmlerMarthe Schwerdtlein / Hexe / Erdgeist
-
Christa FischerFrosch
-
Florian NitzSchüler / Valtentin / Siebel
-
Simone KeckAltmaier / Meerkatze 1 / Erdgeist
-
Adrian FogelBrandner / Meerkatze 2 / Erdgeist
Galerie
Pressestimmen
FAUST1 von Goete im Theater Ensemble
Faust. Klar! Schullektüre und Pflichtprogramm für Bildungsbürger, Literatur-Klassiker seit 150 Jahren als Reciam-Heft Nr. 1 und auf allen Theaterbühnen der Welt vielfach aus-interpretiert.
Gibt es da noch was Neues zu entdecken? Zumal für eine kleine Off-Bühne wie das Würz-
burger Theater Ensemble auf dem Gelände der ehemaligen Bürgerbräu?
Fraglich.
Umso mehr, als Regisseur Andreas Büettner den Goethe-Stoff schon im Jahr 2009 dort inszeniert hat und seine Neuinszenierung im Programmzettel neudeutsch als „regenerated“, also regeneriert ankündigt. Entspanntes zurücklehnen im Rezensenten-Stuhl also? Keineswegs.
Im Gegenteil. Büettner und sein elfkopfiges Ensemble (zum Teil in mehreren Rollen) geben dem alten Schinken richtig Zucker. Dem, man muss es schon so sagen, bemitleidenswerten Faust - egal ob in der alten (Franziska Wirth) oder jungen (Alexander Zamzow) Variante - stehen ein doppelter Mephisto (Annika Roth, Alexander Zamzow) und ein dreifaches Gretchen (Annika Semmler, Ines Posch, Julia Wohlfahrt) gegenüber. Da sind die Machtverhältnisse allein durch das Zahlenverhältnis vorgegeben. Der arme Faust hat nicht nur nicht verstanden, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, sondern ist auch auf dem modernen Beziehungsmarkt ein echter Loser.
Ohne Mephistos Hilfe geht gar nichts, und mit seiner Unterstützung und ACDC führt sein Leben geradewegs auf den „Highway to Hell“. Immer wieder sind es musikalische Elemente, gesungene Lieder oder chorisches Sprechen, die das Bühnengeschehen mit zusätzlichen Drive versehen. Das streift manches Mal die Geschmacksgrenzen (Bon Scott würde bei dieser „Highway“-Variante vermutlich sein Grab verlassen) und hat auch nicht immer etwas mit Goethes Text zu tun (etwa wenn das Saufgelage von Auerbachs-Keller ins Münchner Hofbräuhaus verlegt wird), aber geschenkt.
Wir sind ja im Regie-Theater, und da kommt es auf das Konzept an. Und das ist gender-mäßig stimmig, das Ensemble gibt ausnahmslos sein Bestes, der Abend ist kurzweilig, weil von einem Bühnenprofi mit vielen überraschenden Ideen und Running-Gags effektvoll auf die Bühne gebracht: da ist es nur konsequent, dass als Höhe- und Schlusspunkt das dritte, das überlebende Gretchen selbst das finale „Ist gerettet“ spricht.
So liegt das Fazit auf der Hand:
Wenn Mann lediglich seine vernachlässigte oder gar vergessene Schulbildung nachholen will, ist er in dieser Produktion verkehrt.
Wenn Frau einfach ihren Spaß am Scheitern Testosteron-gesteuerter Männer haben will, ist sie im Theater Ensemble richtig
Manfred Kunz, MainPost, Dezember 2017
Das Beste aus 2018 für den Kritiker Joachim Fildhaut auf Umfrage der MainPost war FAUST1 im Theater Ensemble:
Die Würzburger Privatbühne kann mit Freiheit umgehen. Drei Schauspielerinnen wollten Gretchen sein. Regisseur Andreas Büettner ließ sie als dreigespaltene Persönlichkeit gleichzeigig auftreten. Mephisto kam ebenfalls gedoppelt, bis der männliche Teil zum jungen Faustus wurde. Das Dolle daran: Alles funktionierte. Irritierte auch. Aber das soll Theater ja.