KAFKA – Eine kafkaesk-klug-komische Kunst-Groteske
„Sätze, in denen Wörter mit einem K als Anfangsbuchstaben aufeinanderfolgen, sind von vornherein schon mal komisch.“ Alte Komödiantenregel
Außerdem gibt es ein seltsames Tierals Schattenspiel, eine Mischung aus Lammund Katzeund vielleicht haben die Sirenen Odysseusrein gar nichts mehr zu sagen – auch wenn er es nicht wahrhaben will.
Worteund Sätzefliegen nur so durch die die Gegend, werden gekonnt eingefangen und ebenso gekonnt wieder zusammengesetzt – so wie es sich letztlich bei und von und für Kafkagehört.
DER GRUFTWÄCHTER
VOR DEM GESETZ
BERICHT AN EINE AKADEMIE
DAS SCHWEIGEN DER SIRENEN
UNGLÜCKLICHSEIN
DIE WAHRHEIT ÜBER SANCHO PANSA
EINE GEMEINSCHAFT VON SCHURKEN
GROSSER LÄRM
Künstlerische Leitung
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MainPost - Kultur
TEXTE, RAP UND GESANG
Collage aus Kafka-Texten im Theater Ensemble Würzburg
Eine Collage aus Kafka-Texten wird im Theater Ensemble zu einer "kafkaesk-klug-komischen Kunst-Groteske".
Auf der stufigen Bühne breiten sich Texte, Szenen, Gesang, Rap und Schattenspiel aus, unterlegt mit gewichtigen, genialen und humorigen Worten Franz Kafkas.
Sie übermitteln einen Einblick in Beobachtungen, Gesellschaftskritik und Gefühlswelt jenes Mannes, der als Sohn jüdischer Eltern in Prag geboren wurde und neben drei Roman-Fragmenten auch zahlreiche, oft erst nach seinem Tod veröffentlichte Erzählungen und Parabeln hinterlassen hat. Einer Auswahl lauschte das Premierenpublikum gespannt, amüsiert, nachdenklich.
Aus einer übervollen Trickkiste guter Ideen (Schwarzlicht, Rap samt Metronom u. a.) bedient sich Regisseurin Karolin Benker und setzt die zunächst harmlos klingenden, bisweilen märchenhaft, manchmal surreal anmutenden Texte in Szene.
Das Gerüst des gut 90 Minuten umfassenden Abends bilden zu Beginn, am Ende und in einem Mittelteil Texte aus "Der Gruftwächter", dem einzigen Drama Franz Kafkas.
Es beschäftigt sich mit einem Fürstentum, in dem es eine merkwürdige, undurchschaubare Machtverteilung, eine in sich wirre und unklare Politik und den Geist eines früheren Regenten gibt. Andreas Keßler, Elvan Kurtar und Julia Geyer spielen Wächter, Fürst und Kammerherr überzeugend, in ihrer Rolle zu erkennen an Zeichen wie der schnell aufgesetzten Krone, der übergestülpten Perücke oder dem umgehängten Bart.
Laute Zwischenmusik, die abrupt abbricht, grenzt die einzelnen Sequenzen aus Kafkas Feder voneinander ab, die die Akteure textverständlich servieren. Glanzleistungen vollbringen alle drei in "Die Wahrheit des Sancho Pansa", in der ein Rollentausch thematisiert wird. Andreas Keßler brilliert in Kafkas Satire "Bericht an eine Akademie", wo er im Affenkostüm über die Menschwerdung eines Affen, sprich die Assimilierung in einer Gesellschaft monologisiert - und es sich trotzdem nach Affenart gut ergehen lässt.
Oder als Odysseus, der "Das Schweigen der Sirenen", eingewickelt in Luftkissen, mit dümmlichem Grinsen erlebt. Dazu verkörpern Elvan Kurtar und Julia Geyer ladylike die stummen Verführerinnen, runden mit Fächerwedeln die ironische Demontage des ursprünglichen Helden ab.
Kafkaesk eben, wie alle Szenen, die das das Premierenpublikum mit Applaus quittiert.
Ursula Düring, 29.1.2018