LEONCE UND LENA
Ein Leben in Reichtum, Schönheit und Faulheit: Übersättigt-Sein! Nullbock! Langeweile! Reglos werden! Müßig gehen! Burn-Out? Bore-Out! Bore-In! Generation Y! Why Not Not!
Die wunderwunderbare Geschichte der Liebe zwischen dem Prinzen Leonce vom Reiche Popo und der Prinzessin Lena vom Reiche Pipi.
Trailer
Künstlerische Leitung
Besetzung
Regisseurin
Leonce und Lena / Der Meschenfeind / Der Menschenfeind unsavoy
Galerie
Pressestimmen
MainEcho (Manfred Kunz, 11.11.14)
„Leonce und Lena“ ist das einzige Lustspiel von Georg Büchner. Ein Bühnentext, der mit seinen märchenhaften Zügen und in seiner verspielten, meist dezenten, nur gelegentlich deftigen Komik vielfältige Interpretationen zulässt: gesellschaftskritische Komödie, absurdes Drama der Nichtigkeit oder einfach grotesker Nonsens. Regisseur Andreas Büettner mag sich in seiner Inszenierung am Würzburger Theater Ensemble nicht für eine dieser Sichtweisen entscheiden und stellt mit den Stilmitteln Slapstick, Comedy, Groteske und feinsinnige Ironie dennoch einen stimmigen Theaterabend zur Diskussion.
Bewegung als Reaktion gegen die stagnierenden Verhältnisse, räumlich vollführt, aber gedanklich und geistig gemeint, steht als unausgesprochenes Motto im Zentrum seiner Arbeit. Bewegung in all ihren Schattierungen, szenisch zum Ausdruck gebracht durch die fahrbaren ?Liegesitze? auf denen sich die füreinander bestimmten, sich zunächst sträubenden und dann als ?maskierte Automaten? zu Kraftwerk-Klängen doch sich findenden ?Königskinder? Leonce (0liver Bartula) und Lena (Christina Miceli) im leeren Bühnenraum bewegen. Es ist die Suche nach dem Ausweg aus fest gefügten, scheinbar unveränderbaren, da von der Traditionen und politischen Autoritäten geprägten und bestimmten Verhältnissen.
Ausgebrannte Obrigkeit
Sinnbild dafür ist König Peter (Gisbert von Liebieg), ein in Ritualen und überholten Konventionen erstarrter Herrscher, der sich am liebsten ganz ?dem Denken hingeben? will. Genauso festgefahren, um nicht zu sagen zementiert, in ihrem Denken und ihren ritualisierten Bewegungen sind alle anderen Vertreter der mental und psychisch ausgebrannten Obrigkeit: Peter Schubert (als Staatsminister und Polizist), Karolin Benker (als Zeremonienmeister) und Denise Wieser (als Polizist). Einziger Widerpart, gleichwohl schwankend zwischen Freiheitsdrang und Obrigkeitsgläubigkeit, ist Valerio (Franziska Wirth), der Gefährte und Freund von Leonce.
Erstarrte Verhältnisse also, die zum Tanzen gebracht werden müssen. Und so darf man Andreas Büettners poetisch choreografierte Annäherung des Paares durchaus als einen Akt von Widerständigkeit interpretieren. Der am Ende gleichwohl in der ursprünglich geplanten Hochzeit endet und sich damit selbst ad Absurdum führt.
Doch Büettners kurzweilige Interpretation von Büchners postum veröffentlichtem Stück findet auch hier eine stringente szenische Lösung: Mit einer freien, durchaus anarchisch anmutenden Tanz-Party öffnet sich das Ensemble zum Publikum. Wir alle, zumindest alle Zuschauer und Besucher dieses nachdenklich stimmenden Theaterabends sind es, die die Verhältnisse zum Tanzen bringen können, sollen, müssen. Georg Büchner Intentionen für das 21. Jahrhundert ansprechend sichtbar gemacht zu haben ? ganz gewiss eine der sinnvolleren Inszenierungen des zu Ende gehenden Würzburger Theaterjahrgangs 2014.