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Polizei

von Slawomir Mrozek

In einem namenlosen Land, das in einer unbestimmten Zeit von einem namenlosen Herrscher mit eiserner Hand regiert wird, gibt es nur noch einen einzigen Gefangenen, den letzten Verschwörer einer vollständig befriedeten Gesellschaft, der vor Jahren ein Bombenattentat auf einen General des Landes verübt hat und seitdem hinter Gittern sitzt.

Inzwischen wetteifern die Bewohner dieses Landes gegen einander nur noch um die Staatstreue und freiwillige Unterwerfung. Weit und breit keine Empörung, keine Rebellion mehr, egal wie hartnäckig der Staat provoziert… Zeit für den letzten politischen Gefangenen, auch seinen Frieden mit der Macht zu schließen. Zeit auch für die Geheimdienstler, die Uniform abzulegen und sich in den Chor der enthusiastischen Staatsuntertanen einzugliedern? Weit gefehlt! Die Beamten stellen fest, ihre Behörde verliert die letzte Daseinsberechtigung und somit die Finanzierung. Keine Verhaftungen, keine Verhöre mehr, nichts, was einem Geheimpolizisten bekanntermaßen das Leben versüßt.

Es bleibt den Beamten nichts mehr übrig, als sich selbst provozieren und verhaften zu lassen, um sich anschließend lebensgefährlichen kriminalistischen Experimenten zu widmen. Einen Verschwörer kann nur jemand überzeugend abgeben, wer sich eben sein Leben lang von Berufs wegen mit Verschwörungen beschäftigt hat! Konfiszierte Bomben, regierungsfeindliche Aufrufe und zwielichtige Spezialisten für subversive Umtriebe erleben plötzlich ihr Comeback und treiben den Rechtsstaat wortwörtlich mit gesetzmäßiger Logik ins Absurde.
Ein satirischer Dreiakter von Slawomir Mrozek, eine absurde Komödie aus dem Leben der Geheimpolizisten.

Trailer

Und die Outtakes:

Künstlerische Leitung

Karolin Benker
Regie

Regisseurin

Karo
Musik

http://www.singoutheart.de

Norbert Bertheau
Produktion

Theater-Chef, Regisseur, Produzent

  • Karolin Benker
    Regie
  • Karo
    Musik
  • Norbert Bertheau
    Produktion

Besetzung

Markus Rakowsky
Dennis Kappelsberger
Freya Zeh
Andrej Mittelstädt
Stefan Schleibinger
  • Markus Rakowsky
  • Dennis Kappelsberger
  • Freya Zeh
  • Andrej Mittelstädt
  • Stefan Schleibinger

Pressestimmen

Main Post, Manfred Kunz

Verdächtigungen und manipulierte Beweise
Polizei von Slawomir Mrozek im theater ensemble:
kurzweilig und nachdenklich stimmend. Nach zehn Jahren Einzelhaft resigniert der letzte Gefangene eines anonymen Staates. Doch er schwört nicht nur dem Widerstand gegen die Obrigkeit ab, sondern wird fortan zum überzeugten Verehrer des autoritären Regenten und des Infanten, der als potenzieller Nachfolger feststeht. Da fällt nicht nur die Existenzgrundlage des Gefängniskommandanten weg, auch für den Rest des Polizeiapparates gibt es nichts mehr zu tun. Und weil die existenzielle Leere allein durch penible Bartpflege auch nicht zu füllen ist, sind neue, kreative Ideen gefragt, um Status und Funktion des Kommandanten nicht zu verlieren. Bereits mit seinem Bühnenerstling Polizei gelang dem polnischen Autor Slawomir Mrozek im Jahr 1958 ein Welterfolg. Die junge Regisseurin Karolin Benker hat den Dreiakter jetzt im bis auf den letzten Platz besetzten theater ensemble auf seine Gegenwartstauglichkeit überprüft. Dabei verzichtet sie bewusst auf jegliche Aktualisierungen: Bühnenbild und Kostüme lassen den Stoff im Zeitlos-Unkonkreten.
Es sind die, sich verselbstständigenden, keiner demokratischen Kontrolle unterworfenen Mechanismen von hierarchischen Staats-Autoritäten, die sie in ihrer Inszenierung offenlegt. Unwillkürlich aber denkt man an polizeiliche Informanten innerhalb der rechten Szene, wenn die Polizei in Gestalt des nur auf den ersten Blick bieder wirkenden Gefängniskommanden (Stefan Schleibinger) selbst den Sergeanten als Provokateur (Dennis Kappelsberger) mit regierungsfeindlichen Umtrieben beauftragt. Schnell ist der Mann entlarvt, seiner subversiven Taten überführt – und der leere Knast hat endlich wieder einen Insassen. Doch im dritten Akt dreht Mrozek die groteske Spirale noch eine Umdrehung weiter, wenn der vorgesetzte General (Andrej Mittelstädt) zur Inspektion des Gefängnisses erscheint. Denn der Leutnant (und Spezialist; für Subversion) an seiner Seite ist kein Geringerer als der einst letzte Gefangene (Markus Rakowsky). In einem immer surrealer werdenden Kreislauf aus Verdächtigungen, Unterstellungen, richtigen und manipulierten Beweisen und der bei allen stets präsenten Angst vor dem Regenten rast die Farce einem überraschenden Ende entgegen: Die Bühnentechnik hat einen großen Anteil daran, dass die Bombe hochgeht; – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ein spektakuläres Finale nach einem zugleich kurzweiligen und nachdenklich stimmenden Abend.

Karten und weitere Infos unter: 0931-44545