THE BLACKBOX CHALLENGE von Dagmar Riedinger
Drei unterschiedliche Frauen – Tonja, Eva und Hertha – begegnen sich das erste Mal unter laborartigen Bedingungen in einem scheinbar geschützten Raum.
Dieser verspricht größtmögliche Privatsphäre und sie dürfen ihn erst wieder verlassen, wenn sie eine Lösung für ihr jeweiliges Problem gefunden haben.
Sie treten an, um sich beim gegenseitigen Hinabsteigen in die tiefsten Tiefen ihrer Psyche zu unterstützen ohne jegliche Hilfe von außen.
Ein gewagtes Experiment?
Nach und nach gelangen sie schließlich an des Pudels Kern. Wird es den drei Frauen gelingen sich aus ihren Verstrickungen zu lösen?
Es ist ihre letzte Hoffnung.
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Pressestimmen
Joachim Fildhaut
Einen beträchtlichen und beachtlichen Neuzugang bekam die freie Theaterszene von Würzburg noch ganz zum Ende des Jahres. Am Weihnachtstag führte Dagmar Riedinger ihr Ein-Frau-Stück "The Blackbox Challenge" im Theater Ensemble auf – sehr gut besucht, gespielt und geschrieben. Die Kulturfreunde der Region können sich freuen, dass die Theatermacherin unlängst hierher gezogen ist.
Riedinger übernimmt in ihrem hiesigen Debüt drei Frauenrollen, sehr unterschiedliche, was das Schauspielen in Dreifachbesetzung einerseits erleichtert. Denn das Publikum kann jede Figur leicht wiedererkennen. Die Darstellerin hingegen wandelt auf dem schmalen Grat, ihre Figuren nicht allzu stark zu überzeichnen und ihre Aussagen nicht zu plakativ zu gestalten.
Wer sind die Drei? Was treibt sie um? Hertha ist die Angepasste, die ein Alter erreicht hat, in dem sie eine Schönheits-OP erwägt, damit ihr Mann sie überhaupt wieder einmal wahrnimmt. Tonja hat als Schauspielerin den Deal mit den Intendanten auf der Besetzungscouch mitgemacht und bedauert, ebenfalls altersbedingt, dass ihr dieses Karrierewerkzeug inzwischen nicht mehr zur Verfügung steht. Eva schließlich wurde Top-Managerin, indem sie dieselben Rücksichtslosigkeiten einsetzte, mit denen Männer Vorstandsposten ergattern. Diese Art Feminismus garantierte freilich nicht, dass Eva auch an der Spitze bleiben konnte.
Die Bühnensituation als psychologisches Labor
Die drei Frauen erzählen das höchst szenisch. Riedinger lässt obendrein einige Männer auftreten; sie stellte sich mit wirklich großer Stimme vor. Ihre Figuren richten sich untereinander aneinander – oder wenden sich dem Publikum zu. Die Bühnensituation ist ein psychologisches Labor mit Experiment, genannt Blackbox Challenge: Jede Probandin soll in die Tiefe ihrer selbst hinabsteigen, um die Lösung ihres Problems zu finden.
Am Stückbeginn wird die scheue Hertha so eingeführt, dass Tonja und Eva zunächst auch als Projektionen Herthas erscheinen können. Sie gewinnen aber im Lauf der guten Stunde Spieldauer selbstständiges Eigenleben. Und gut unterscheiden lassen sie sich dank Dagmar Riedingers beherzter Darstellungsweise auch. Die Requisiten als Erkennungsmerkmale (Schürze, Schal, Stiefel) sind da fast überflüssig und werden entsprechend beiläufig eingesetzt.
Hoffen auf weitere Produktionen Riedingers
Riedinger führte die "Challenge" schon einmal an einer Ingolstädter Bühne auf. Allerdings entführte der Corona-Virus ihr während der Proben die Regisseurin, so dass sie sich allein behelfen musste. Nach ihrer Unterfranken-Übersiedlung knüpfte sie Kontakte zum Bürgerbräu, wo Theater-Ensemble-Leiter Andreas Büttner die erste konsequent durchgearbeitete "Blackbox Challenge" inszenierte, also eigentlich die Uraufführung.
Die Freunde des Hauses hoffen nach Dagmar Riedingers Würzburg-Debüt, dass dieses Talent in weiteren Produktionen zu sehen sein wird. Schließlich braucht die Privatbühne immer wieder gute Leute. Allein in den letzten beiden Jahren gingen ja zwei engagierte junge Männer von hier an die Ernst-Busch-Schauspielschule nach Berlin. Zum Glück kehren die, die in der Zellerau ihre Karriere starteten, gerne wieder zu Gastspielen ans Theater Ensemble zurück. So etwa gleich am 5. und 6. Januar Mira Leibold als Irmgard Keuns "Gilgi".
Mainpost 27.12.23