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Theater oder Nicht-Theater, das ist die Frage (digitale Live-Performance)

Seitdem die Theater als erste im Zuge der Eindämmung der Corona-Pandemie geschlossen werden mussten, versuchen sie landauf landab, die kulturelle Sehnsucht ihres Publikums irgend zu stillen, zu zeigen, dass sie noch da sind, die aktuelle Situation für experimentelle Formen zu nutzen, oder wie man so schön zur Selbstberuhigung sagt „das Beste draus zu machen“.

Vorstellungsaufzeichnungen aktueller Repertoire-Stücke, Archivaufzeichnungen, Live-Performances via Zoom, Ihr-Ensemble-liest-Clips, Diskussionen sind die vielfältigen Früchte – man hat irgendwie gerade so viel Theater wie nie, tatsächlich aber so wenig Theater wie noch nie. Denn eigentlich stehen die Theaterbühnen nie still! – Ausnahmesituation!

Auch das Theater Ensemble versucht sich am experimentieren mit Theater-Dispositiven und schreibt in einer Live-Performance das Nicht-Manifest von Christopher Rüping weiter, der es als Gedanken-Sammlung vor seiner DEKALOG-digital-Inszenierung am Schauspielhaus Zürich formuliert hat: „Wie kann Theater im digitalen Raum funktionieren?“

Mit einer Collage von Figuren, die ihrerseits über Theater sprechen, theaterähnliche Visionen und Träume haben, möglichst weit weg von Digitalisierung sind, … versucht Valerie Kiendl ein bisschen Theater im Digitalen spürbar zu machen.
Link zur Live-Performance am 1. Mai um 20Uhr : https://www.youtube.com/watch?v=ciccrVHICVs

Künstlerische Leitung

Valerie Kiendl
Konzept und Spiel
Dominik Frank
Zoom-Dramaturgie
  • Valerie Kiendl
    Konzept und Spiel
  • Dominik Frank
    Zoom-Dramaturgie

Pressestimmen

corona-bedingte nicht mehr gedruckte MAINPOST-Ankündigung von Joachim Fildhaut:

Digital live: Was ist los auf dem Bildschirm?
Er formulierte sein Mantra so allgemein, dass schlechterdings niemand Einwände dagegen erheben konnte: Kunst sei das sinnliche Scheinen der Idee! Natürlich haben sich seit der Zeit des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel die Grundsätze der Ästhetik verändert. Aber dass zur Kunst die Sinnlichkeit gehört, ebenso wie „die Idee“, das streiten nur die eingefleischtesten Konzeptkünstler ab.
Entsprechend massiv erleben die Museums-, Theater- und Konzertgänger eine Unmittelbarkeit, die freilich so sehr zum so genannten Live-Erlebnis dazu gehört, dass sie sie gar nicht vollumfänglich wahrnehmen. Aber wesentlich ist sie doch. Und sie fällt in den – derzeit aus bekanntem Anlass geläufigen – digitalen Ersatzprogrammen weg. Dessen sind sich einige Anbieter mittlerweile sehr bewusst. Sie tun was dagegen bzw. arbeiten damit.
So kommt es zu Aktionen, die die Möglichkeiten des Mediums Website nicht ausschöpfen, ja, die so gar nicht mediengerecht erscheinen. Gerade die Unabhängigkeit von Raum und Zeit ist ja ein Wesenszug des Internets. Wer hingegen eine Performance auf seiner Website nur ein einziges Mal überträgt, anstatt sie ständig abrufbereit zu halten – handelt der nicht ähnlich weise wie der Programmverwalter einer TV-Mediathek, der seine Nutzer auffordert, zum Echtzeit-Fernsehgucken zurückzukehren?
„Theater oder Nicht-Theater, das ist die Frage“ heißt die „digitale Live-Performance“, die die Co-Leiterin der Würzburger Privatbühne Theater Ensemble Valerie Kiendl am 1. Mai um 20 Uhr streamt. Die Bühnen-Allrounderin, die z. Z. über den Filmregisseur Pedro Almodovar promoviert, geht mit ihren Zuschauern also gleich ab dem Titel auf eine reflexive Meta-Ebene. Trotzdem wird der Abend nicht abgehoben, verspricht sie. Kiendl kündigt vielmehr eine Collage mit Figuren an, die „möglichst weit weg von Digitalisierung sind“, und versucht selbst, „ein bisschen Theater im Digitalen spürbar zu machen“. Das ist hier die Antwort.
Und stellt die Macher des „8. Belletristischen Sallongs“ zehn Tage später vor eine grundsätzliche Frage. Anlässlich von Ausgangsbeschränkungen und schlimmerenfalls Quarantäne nehmen die Rezitatoren auf derselben Plattform wie Valerie Kiendl den internationalen Räum-dein-Zimmer-auf!-Tag am 10. Mai zum Anlass, Stellen vorzulesen über Indoor-Schicksale in Hoch- und Tiefliteratur, Zeitungsartikeln, Gebrauchsanweisungen und ähnlichem. Sollen sich die Sallong-Betreiber nun auch auf eine Echtzeit-Gruppenlesung beschränken? Bisher waren sie froh, wenn sie eine zweistellige Publikumszahl erreichten. Von einer dauernden Präsenz ihrer Aufzeichnung im Netz erwarteten sie einen schönen Zuwachs – und versprechen zum Zimmer-Aufräum-Tag einen schönen Merksatz des Philosophen Hegel über Kinderspielzeug .
IM NETZ: www.theater-ensemble.net

Valerie Kiendl entwarf das Konzept zum 1. Mai und spielt vor der Webcam. Dominik Frank gab dramaturgische Beratung.

Karten und weitere Infos unter: 0931-44545